Ewersbacher Ensemble singt klassische Werke

Dietzhölztal-Ewersbach (hr/s). Festerlicher hätte man aufs Fest nicht einstimmen können: Die Kantorei der evangelischen Kirchengemeinde Ewersbach unter Leitung von Dekanatskirchenmusiker Günter Emde hat mit klassischen, sakralen Musikstücken fasziniert.

Für das Konzert war das Ensemble in die katholische Kirche „umgezogen" – dort ist die Akustik besser und es gibt mehr Platz. Und der war nötig: Das Gotteshaus war komplett gefüllt.
Die 35 Sängerinnen und Sänger stammen ausschließlich aus dem heimischen Raum und hatten sich mit wöchentlichen Proben seit dem Sommer auf die Veranstaltung vorbereitet. Entsprechend exzellent fiel ihr Vortrag aus und versetzte die Besucher in genussreiche Stimmung: Punktgenau klappten die Einsätze, es gab auch nicht einen Patzer, der hätte störend wirken können. Ein besonderes Lob verdienen die Solisten mit Mona Debus und Mona Schmid als Sopran, Christa Löffler (Alt), Michael Mey (Tenor) und Andreas Balzer (Bass).
Unterstützend begleitet wurde der Chor durch ein Streichorchester, dessen Mitglieder aus verschiedenen Orten stammen und die sich speziell für dieses Konzert zusammengeschlossen hatten. Zusätzlich wurden Orgel und Harfe eingesetzt, um die Stücke zu begleiten.
Eröffnet wurde das Konzert mit der Messe A-dur von César Franck (1822-1890), einem französischen Komponisten deutsch-belgischer Herkunft, der in Paris studierte und dort als Organist an verschiedenen Kirchen wirkte. Seine Musik weist bereits auf den Impressionismus hin.
Franck versuchte, den klassischen Bau der Sonate und Symphonie zu erneuern, indem er alle Sätze eines Werkes aus einem einzigen Grundthema entwickelte.
Die A-dur-Messe stellte im Gesamtwerk Francks einen wichtigen Angelpunkt zwischen seinem Frühwerk und den ausgereiften Kompositionen der Spätzeit dar. (...) Sie beginnt mit dem "Kyrie eleison", führt über „Du nimmst hinweg die Sünden der Welt" und „Heilig, heilig, heilig" bis zu „Agnus Dei, dem Lamm Gottes, das die Sünde der Welt trägt."
Im zweiten Teil des Abends trugen die Sängerinnen und Sänger das Oratorio de Noel op. 12 – das Weihnachtsoratorium – von Camille Saint-Saens vor, einem der bedeutendsten französischen Komponisten des 19. Jahrhunderts, der von 1835 bis 1921 lebte. Im Jahre 1856 trat er das Amt des Organisten an der Eglise de la Madeleine an und begann sofort mit dem Schaffen dieses Stückes, seines ersten bedeutenden geistlichen Werkes, das er in nur elf Tagen komponierte und das noch in der Heiligen Nacht uraufgeführt wurde.
Die Auswahl der Bibeltexte stammt von Saint-Saens selbst, der sie neutestamentarische Weihnachtsgeschichte zum großen Teil aus der Sicht der alttestamentarischen Weissagungen erzählt. Mit César Franck und anderen Musikern gründete er die Societé nationale de Musique.
Das Konzert in Ewersbach endete mit reichlich Applaus für die Kantorei und die Musiker nach dem Quintett „Steh auf, Tochter Zion" mit dem letzten Lied des Chores und dem Psalm 96: „Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich vor dem Herrn, denn er kommt. Halleluja".


Herborner Tageblatt, 23.12.2006