Benefizkonzert für die Flüchtlingshilfe Afghanistan in Herborns Stadtkirche

H e r b o r n. Afghanistan ist derzeit in den Mittelpunkt des Interesses gerückt. Am Samstagabend setzte die Propstei Nord-Nassau mit einem beeindruckenden Benefizkonzert in Herborns evangelischer Stadtkirche ein Zeichen Ihres Mitgefühls mit der afghanischen Bevölkerung, bei dem ein Kammerorchester und eine Sopranistin ohne Gage musizierten und stattdessen mit ihrem virtuosen Spiel für eine Spende zugunsten der Flüchtlingshilfe Afghanistan warben.


Virtuose Musikanten und eine Soranistin bestritten am
Samstagabend in der Stadtkirche ein Benefizkonzert
zugunsten der Flüchtlingshilfe Afghanistan: Anita Emde,
Mona Debus, Benjamin Senz und Regina Zimmer-mann-Emde (von links).

Erst seit den Angriffen auf das Taliban-Regime hat ein Großteil der westlichen Welt von den unmenschlichen Bedingungen erfahren, unter denen das afghanische Volk leben und leiden muss. Nun droht der nahende Winter die Misere des Volks noch zu vergrößern, denn Kälte und Hunger werden Opfer fordern.
Viele Zuhörer waren daher gekommen, um sich von Anita Emde (Geige), Benjamin Senz (Cello), Jens Michel (Oboe), Mona Debus (Sopran) und Regina Zimmermann-Emde (Orgel) auf eine interessante musikalische Reise vom Barock bis zur Neuzeit und zurück einladen zu lassen und damit noch Gutes zu tun.
Propst Michael Karg erinnerte noch einmal an die Terroranschläge vom 11. September, die einerseits Trauer und Entsetzen hervorriefen und andererseits zu einem umstrittenen Krieg geführt haben. Er beklagte den Tod vieler Zivilisten und die Leiden des afghanischen Volks, die uns täglich vor die „Fernsehaugen" geführt würden.

Dem Propst war es vorbehalten, das Konzertprogramm durch kluge Gedanken und einfühlsame Meditationen zu bereichern. Die Musiker und die Sängerin interpretierten im Laufe des Abends in wechselnder Besetzung charakteristische Werke von Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach, Johann Ludwig Krebs, Joseph Haydn, Maurice Ravel, Wolfgang Amadeus Mozart, Michael Tippett, Clara Schumann, Charles Dancla, Josef Gabriel Rheinberger, Giambattista Martini und Georg Philipp Telemann.
Die Stücke waren für diesen Abend sorgfältig ausgewählt, um den Zuhörern einen Eindruck von den Stilrichtungen der Musikgeschichte im Laufe der Jahrhunderte zu geben. Darüber hinaus schenkten sie ihnen über eine Stunde der Besinnung, in der jeder in Frieden seinen Gedanken nachgehen konnte.
Am Ende des Konzerts wandte sich Propst Michael Karg noch einmal mit einem eindrucksvollen Gebet eines Muslimen an die Anwesenden. Er forderte dazu auf, Toleranz zu üben und das Gespräch mit den Muslimen zu suchen, denn die wenigsten von ihnen seien Terroristen.
Lange anhaltender Applaus belohnte die Musikanten und die Sängerin für ihr virtuoses Musizieren und das Programm, das dem Anlass mehr als gerecht wurde. Die Dankbarkeit für die Musik und ihre Interpreten drückte das Publikum mit Großzügigkeit bei der Kollekte aus: 2019 Mark kamen für die Flüchtlingshilfe Afghanistan zusammen.


Herborner Tageblatt, 27.11.2001, Foto: Plietzsch