Herborner und Ewersbacher Sänger lobten Gott mit Bach-Kompositionen

Herborn (pli/s). Während am Wochenende in Dillenburg die Fans des Jazz auf ihre musikalischen Kosten kamen, erklangen in Ewersbach und Herborn ganz andere, nämlich klassische Töne.

Kompositionen von Johann Sebastian Bach zogen die Zuhörer in ihren Bann. Bach, der von 1685 bis 1750 lebte, schrieb 200 geistliche Kantaten, von denen viele im besten Sinne ein "Hit" wurden und die auch heute noch zu den meist gespielten und gesungenen Werken in Theatern und Konzertsälen der Welt gehören.


Die Herborner Kantorei eröffnete das Konzert, dessen Programm eine Hommage an Johann Sebastian Bach war.

Die Herborner Kantorei und die Kantorei der Margarathenkirche Ewersbach brachten in zwei großartigen Konzerten dem Publikum die erhabene Größe des Genius Bach auf virtuose Weise näher. Neben den Gesangsformationen bereicherten das Solistenensemble Mona Debus, Daniela Debus (Sopran), Michael Mey (Tenor) und Jakob Will (Baß) sowie die Continuo-Gruppe David MacDonald (Violoncello), Maria Monninger (Kontrabaß) und Christa Schlezak (Orgel) mit ihrem Spiel und Gesang das Konzert. Die Leitung lag in den bewährten Händen von Kantorin Regina Zimmermann-Emde.
Mit der Motette "Jesu, meine Freude" eröffnete die Herborner Kantorei das Konzert in der angenehm kühlen Herborner Stadtkirche.

Die Komposition bekommt ihren Reiz durch die Besetzung der einzelnen Teile, die zwischen kammermusikalischer Dreistimmigkeit, einfachem vierstimmigen Choralsatz und kunstvoller Fünfstimmigkeit durch Teilung des Soprans erzeugt wird. Der Text ist eingebettet in eine Musik, die durch ihre Bildhaftigkeit den Gesang eindrucksvoll unterstützt.
Zu den virtuosen Orgelwerken gehört Bachs Toccata, Adagio und Fuge C-Dur. In dieser Komposition, die die Kantorin meisterhaft interpretierte, treffen Elemente der norddeutschen Toccata auf die Technik der italienischen Toccata zu einem dreisätzigen Konzert, das eins der beeindruckendsten Pedalsoli der Orgelliteratur bietet.
Ein kleiner Chor der Herborner Kantorei fand sich zur Intonierung der Motette "Lobet den Herrn, alle Heiden". Sie ist die kürzeste und schlichteste der sechs überlieferten Motetten und endet mit einer effektvollen Alleluja-Fuge im beliebten Dreivierteltakt.
  Wie in der zuvor gehörten Komposition in C-Dur verbindet Bach in der Dorischen Toccata und Fuge norddeutsche und italienische Tradition. Er hatte als Hoforganist in Weimar viele italienische Konzerte erlebt und bereicherte diese Interpretation um den Toccatanstil der norddeutschen Meister, so daß sich eine reizvolle Verbindung ergibt, die an ein italienisches Violinkonzert erinnert. Regina Zimmermann-Emde verstand es, diese großartige, lebhafte Komposition effektvoll zu spielen.
Im letzten Programmteil konzertierten die beiden Kantoreien wirkungsvoll gemeinsam. Bachs Motette "Singet dem Herrn ein neues Lied" beherrschten Freude und Jubel, die bereits im Eröffnungschor über die drei ersten Verse des 149. Psalms zum Ausdruck kommen. Virtuos und verspielt erlingt die Fuge "Die Kinder Zion sei'n fröhlich über ihrem Könige". Im zweiten Satz hat der Komponist den dritten Vers des Liedes "Nun lobe meine Seele den Herrn" mit dem freigedichteten Kommentar "Gott, nimm dich ferner unser an" verknüpft.
Im dritten und letzten Teil alternieren beide Chöre mit dem Text "Lobet den Herrn in seinen Taten", und finden sich dabei zur Achtstimmigkeit zusammen. Das Werk endet mit der großartigen vierstimmigen Fuge "Alles, was Odem hat, lobe den Herrn, Alleluja".
Beifall brandete nach den letzten Noten auf, und sowohl die Kantoreien, als auch die Solisten und das Orchester sowie natürlich Regina Zimmermann-Emde wurden begeistert und langanhaltend gefeiert.

Herborner Tageblatt, 21.6.2005, Foto: Plietzsch